MEINE ERSTEN WOCHEN MIT DER LOCHKAMERA

oder wie ich in die Grossformatfotografie einstieg


Als ich vor ein paar Monaten zum ersten Mal auf die 4x5 inch Lochkamera von Ilford aufmerksam wurde, tat ich den Gedanken, mir eine zu bestellen relativ schnell wieder ab. Ich hatte bis dahin noch nie selbst Filme entwickelt und 4x5 Planfilm entwickeln zu lassen schreckte mich preislich erst einmal ab.

Irgendwie ließ mich der Gedanke aber nicht los und kurz darauf ertappte ich mich dann dabei, wie ich neben dem mit Lochkamera sowie allerlei Entwicklungs- und Filmutensil gefüllten Warenkorb auf den Bestellbutton klickte.

Die Kamera hat eine Lochblende mit 0,3mm (!) Durchmesser, was bei der Grösse der Box eine Blende von ca. f290 ergibt. Wenn nun also jemand über ein Objektiv klagt, das „nur“ eine Offenblende von f4 hat, dann zucke ich nur kurz mit der Schulter… Der Bildwinkel der Kamera entspricht auf Kleinbild umgerechnet in etwa 25mm, also relativ weitwinklig…

Die ersten beiden Planfilme, die ich mit der Kamera belichtete, entstanden mit ISO 100 Film und direktem Sonnenlicht. Die Belichtungszeit von 3 Sekunden, die ohne Stativ natürlich nicht möglich gewesen wäre, errechnete mir meine Pinhole-App.

Abends machte ich mich dann gleich ans Werk und war wirklich überrascht, wie einfach es ist, SW-Filme zu entwickeln. Da ich keine Dunkelkammer habe, hatte ich mir Entwicklerdosen und einen Wechselsack zugelegt, in dem ich tastend die Negative wechsle. Meine Augen leuchteten nicht schlecht, als ich die Dose öffnete, die Negative aus den Fächern zog und tatsächlich was darauf zu erkennen war! Bevor ich mich also versah, war ich in die Großformatfotografie eingestiegen.

Wenn man die 35mm Filme von früher oder auch Mittelformat-Rollfilm kennt, dann wirken die 10,2x12,7cm grossen Negative schon sehr beeindruckend.

Nach dem Trocknen folgte dann noch das „Scannen“ oder besser gesagt das Abfotografieren, welches ich mit einem Leuchtpult und einer meiner Kameras erledigte. Und natürlich das invertieren am Rechner, sowie leichte Anpassungen wie Kontrast etc. in Lightroom.

Angefixt vom ersten Erfolg folgten ein paar Aufnahmen im Schwarzwald:

Das erste Landschaftsbild davon war übrigens auf Direktpositivpapier, das Bild sah nach dem Entwickeln bereits so aus... Das Papier hat eine Empfindlichkeit von ISO 3-5!

 

Kurz darauf nahm ich die Lochkamera mit in die Berge und fotografierte die Jungs vor der Skihütte mit zwei Baustrahlern durch.

Wiederum zwei Wochen später verfeinerte ich meine neu erworbenen Skills während des Rural Workshops in der Nähe von Barcelona, wo ich andere Fotografen fotografierte. Eine bessere Spielwiese für die Lochkamera hätte ich mir nicht ausmalen können…

Ich bin wirklich froh, daß ich mir das Ding geholt habe, vor allem deshalb, weil ich jetzt selbst Film entwickle. Aktuell plane ich eine Lochkamera mit einer längeren Brennweite, die besser für Portraits geeignet ist. Dazu sicherlich später mehr…

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